Als ich dir einmal künstliche Blumen mitbrachte, wurde unsere Beziehung, wenn man sie überhaupt so nennen konnte, danach tatsächlich künstlicher und blumiger.
Ich erinnere mich, wie du mir die Geschichte vom Fuchs und dem Prinzen vorgelesen hast und ich das Gefühl nicht loswurde, dass du dich immer in der Rolle des Fuchses sahst und ich der Prinz sein sollte. Mir wurde das Ganze langweilig und ich fing an einen Espresso zu kochen, obwohl es
11 Uhr am Abend war.
Du hast aufgehört die Geschichte weiterzulesen und ich wiederholte von deinem vorgelesenen Material: “nichts ist vollkommen!”
Du sagtest: es sei eine Bildungslücke, dass ich den Kleinen Prinz nicht gelesen hätte und ich war der Meinung, dass alle ihre eigenen Stories haben und ich wollte eigentlich gar keine Vorbilder haben.
Deshalb reicht es mir vollkommen aus, dass ich die Geschichten vom Baron Münchhausen kenne, in denen mir am besten die Stelle gefällt, in der der im Sumpf steckengebliebene Baron sich selbst an den eigenen Haaren wieder herauszieht;
Oder die Story von dem Hirsch, dem ein Kirschbaum zwischen den Hörnern gewachsen ist.
Das ist für mich genug an Existenzialismus, Psychoanalyse und Poesie.
Unser Espresso war fertig und wir tranken ihn und du sagtest, ich wäre ein Espresso für dich.
Bitter, süß und erregend, aber eben nicht von alleine süß und nur in kleinen Portionen zu genießen.
Dann bist du gegangen und am übernächsten Tag kamst du erst wieder.
Ich machte dir die Tür auf und hatte gar keine Zeit.
Ich war so in Flow und du solltest deshalb nicht böse sein.
Du wolltest nur ein paar Briefe vorbeibringen, die
du von mir gefunden hattest.
Dann bist du gleich wieder gegangen.
Es waren 5 Briefe und eine Postkarte.
Auf der Ansichtskarte war ein Korallenriff mit bunten Fischen abgebildet.
Darunter stand:
Greetings from black islands
…
Auf der Rückseite der Karte hatte ich mit sehr kleiner Schrift dir so viele Küsse aufgeschrieben, wie auf einer Postkarte Platz haben können:
Kuss als Anfang
Kuss als Fluss
Heiliger Kuss
Sternenkuss
Kuss auf die Erde
Kuss für die Sterne
Kuss auf dein freches Lächeln
Kuss als Tempel
Kuss des Monsters
Kuss als Glück und Unglück
Infektion als Kuss
Injektion als Kuss
Kuss aus Zeit
Saurer Kuss
Kuss zum Vergessen
Kuss als Verzicht
Kuss im Sand
Kuss ohne Verstand
Kuss auf den Hals
Kuss unter Wasser
Kuss wie Salz
Kuss der Frische
Kuss der Fische
Kuss statt sorry
Kuss don’t worry
Am Tag danach habe ich eine Flasche Gin gekauft. Als ich richtig betrunken war, stand ich auf und merkte, dass meine Augen brannten und schwer waren und ich schleppte mich zum Spiegel und sah im Spiegel einen Krebs.
Ich bin nicht sicher, ob Krebse auch Schilddrüsen haben, aber bestimmt etwas Vergleichbares.
Ich war ein Krebs mit roten geschwollenen Augen, die mit Rausspringen drohten wie bei einer Störung der Schilddrüse.
Das Ganze war richtig rot und ich dankte Gott, dass niemand meine Verwandlung sehen konnte.
Dann nahm ich die zweifache Dosis meines Schlafmittels und schlief sofort ein.
Ich träumte, dass ich mit dir zusammen war, und obwohl du dich offen und bereit anfühltest, konnte ich nicht in dich hinein.
So streichelte ich einfach nur deine Schenkel und versuchte die Schuppen von deinem Fischschwanz abzupellen.
Der Raum, in dem wir waren, war wie ein Aquarium und irgendwann hatten wir den ganzen Sauerstoff aufgebraucht.
Mir fiel es schwer, Luft zu holen, du aber atmetest ruhig weiter, als wärest du mit Stickstoff belüftet.
Ich schloss die Augen, um dir beim Atmen zuzuhören und um die Luftblasen zu spüren, die von dir aufstiegen.
Dann verließ ich das Aquarium und als ich auftauchte, endete das Hörspiel deines Atems.
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